Der Deutsche Sprachpreis wird seit 1984 verliehen. Er würdigt Bemühungen um eine gute und gut verständliche deutsche Sprache, aber auch wesentliche Beiträge zu ihrer Weiterentwicklung und ihrer wissenschaftlichen Erforschung. Er ist kein Literaturpreis, aber er würdigt auch literarische Texte und andere Verdienste um die deutsche Sprache. Der deutsche Sprachpreis wurde von 1984 bis 1989 in Wolfenbüttel (in der Herzog-August-Bibliothek), von 1990 - 2018 in Weimar (in Zusammenarbeit mit der Klassik-Stiftung Weimar) verliehen; 2021 wurde er im Rathaus der Lutherstadt Wittenberg vergeben.
Im folgenden finden Sie kurze Erläuterungen zum Spektrum der Themen, die der Deutsche Sprachpreis erfasst, und die Namen der Preisträger mit dem Jahr (in Klammern), in dem sie die Ehrung erhielten.
Sprache lebt im geschriebenen Text, aber zuallererst im Klang, im gesprochenen Wort. Für ihre kunstvollen Leistungen als Schauspieler und Rezitatoren wurden Will Quadflieg (1987) und Blanche Kommerell (2008) ausgezeichnet, für sein lyrisches Werk erhielt Wulf Kirsten (1997) den Preis. Ein Gruppe rumäniendeutscher Schriftsteller, darunter die spätere Trägerin des Nobelpreises für Literatur (2009), Herta Müller, wurde 1989 mit dem Deutschen Sprachpreis bedacht.
Mit der ästhetischen Dimension unserer Sprache befasst sich die Literaturwissenschaft. Karl-Heinz Bohrer (2002) hat sich mit seinen literaturwissenschaftlichen Schriften, aber auch durch das Konzept der Zeitschrift Merkur große Verdienste erworben, Peter von Matt (2004) durch seine Fähigkeit, einem großen Publikum in verständlichem Deutsch Literatur nahezubringen, Charles Linsmayer (2007) durch sein Werk und seine Editionen, die um das Schweizerdeutsche kreisen. Norbert Miller (2010) wurde ausgezeichnet für seine Arbeiten über die Berührungspunkte von Literatur, Musik und Kunst, Gustav Seibt (2011) für seine Schriften im Grenzbereich von Literaturgeschichte und Geschichtswissenschaft. Rüdiger Görner (2012) erhielt den Preis für sein dichterisches und literaturwissenschaftliches Werk, Ralph Dutli (2021) für seine kunstvollen Romane, Gedichte, Essays und Übersetzungen.
Die Wissenschaftssprache Deutsch ist aus in vielen Disziplinen bereits verschwunden, in anderen ist sie bedroht. Erkenntnisse der Wissenschaften in die Öffentlichkeit zu vermitteln ist eine schwierige, aber notwendige und lohnende Aufgabe. Für ihre Leistungen auf diesem Gebiet wurden der Naturwissenschaftler Martin Wagenschein (1985), der Rechtshistoriker Hans Hattenhauer (1995) und die Philologin Dorothea Kuhn (1998) ausgezeichnet. Der Philosoph Dieter Henrich (2006) wurde geehrt für seine Arbeiten über die Sprache als Gegenstand des Philosophierens.
Die sprachliche Gestalt der Zeitungssprache ist seit langem Gegenstand von Kontroversen, von Kritik und oft auch Spott. Gelobt wird sie eher selten. Für ihre großen sprachlichen Leistungen als Journalisten erhielten Hermann Unterstöger, Benjamin Henrichs und Wolfgang Roth für das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung (2003), Heike Schmoll (2005), Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), und Konrad Adam, Redakteur der FAZ und später der WELT (2009), den Preis. Gustav Seibt (2011) wurde ausdrücklich auch für sein publizistisches Werk dekoriert.
Das Übersetzen aus anderen Sprachen ins Deutsche ist kein bloßes Handwerk, sondern eine Kunst, und gelungene Übersetzungen sind Kunstwerke eigener Art. Für seine Übersetzung des Ulysses von James Joyce wurde Hans Wollschläger (1987) geehrt, für seine Handke-Übersetzungen und seine Schrift Quand Freud voit la mer. Freud et la langue allemande erhielt Georges-Arthur Goldschmidt den Preis (1988), und Rosemarie Tietze wurde für ihre Übersetzungen aus dem Russischen ausgezeichnet (2017).
Wenn Sprachkritik nicht nur schlechtgelaunte Nörgelei sein soll, bedarf sie einer überzeugenden Begründung. Für ihre Leistungen auf dem Gebiet der kritischen Reflexion über Sprache erhielten Hans-Martin Gauger (1984), Uwe Pörksen (1990) und Walter Krämer (1999) den Deutschen Sprachpreis.
Mit der Untersuchung und Darstellung des reichen Wortschatzes des Deutschen beschäftigt sich die Redaktion des Deutschen Wörterbuches von Jacob und Wilhelm Grimm. Dafür erhielt sie 1986 den Preis. Oskar Reichmann wurde ausgezeichnet für seine bahnbrechenden Arbeiten zum Wortschatz des Frühneuhochdeutschen (2013).
Vorbildliche Leistungen bei der Beschreibung und Analyse der Grammatik und der Geschichte des Deutschen haben Peter Eisenberg (1996) mit seinem Grundriss der deutschen Grammatik (5. Auflage 2021) und Peter von Polenz (2000) mit seinem dreibändigen Werk Deutsche Sprachgeschichte vorgelegt. Konrad Ehlich (2014) wurde ausgezeichnet für sein Werk zur Sprachverwendung, zur linguistischen Pragmatik.
Theodor Ickler (2001) hat sich – wie auch Peter Eisenberg (1996) – mit der Reform der deutschen Rechtschreibung (1996) befasst und dazu sprachwissenschaftliche Analysen vorgelegt, die seine Kritik an dieser Reform fundieren.
Vier Preisträger können keiner der bisherigen Kategorien zugeordnet werden. Katharina Raabe wurde ausgezeichnet für ihre Arbeit als Verlagslektorin und dafür, dass sie der deutschsprachigen Leserschaft literarische Werke in Übersetzungen aus Sprachen Osteuropas zugänglich machte (2015). Gerhard Stadelmaier (2016) erhielt den Preis für sein Werk als Theaterkritiker der FAZ und die brilliante sprachliche Form dieser Kritiken, aber auch dafür, dass er das Theater vor sprachwidrigen Übergriffen in Schutz nahm („Regisseurstheater“). Mit Josef Kraus wurde ein Schulmann und Publizist ausgezeichnet, der unverdrossen für die deutsche Sprache kämpft (2008). Für seine Spracharbeit im In- und Ausland wurde das Goethe-Institut (1994) ausgezeichnet.
Bewerbungen
Eigenbewerbungen um den Deutschen Sprachpreis sind nicht möglich. Begründete Vorschläge nimmt der Vorstand gern entgegen.